Mit Energieberatung Geld sparen

Thema stößt in Reimenrod auf große Resonanz / Vortrag zu Gebäudedämmung und -heizung sowie Nutzung der Sonnenenergie

REIMENROD (red). Die Energieversorgung ist das Thema. Entsprechend groß war die Resonanz auf einen Vortrag zur Energieberatung im Dorfgemeinschaftshaus in Reimenrod. Eingeladen hatte der Ortsbeirat. Diplom-Ingenieur Torben Schmitt von der Klima und Energieeffizienz Agentur (KEEA) in Kassel ging in seinem Vortrag insbesondere auf Gebäudedämmung und -heizung sowie Nutzung von Sonnenenergie ein.

Einführend arbeitete Schmitt einen Zusammenhang zwischen der Nutzung fossiler Energien wie Erdöl, Erdgas und Kohle und dem CO2-Anteil in der Atmosphäre sowie der Temperaturentwicklung auf der Erde zwischen 1880 und 2019 heraus. Neben solchen ökologischen seien seit einigen Monaten allerdings auch stark ökonomische Gründe in den Vordergrund von Überlegungen zur Dämmung und Heizung getreten, da sich Preise für die meisten Energieträger, insbesondere aber die fossilen, seit dem Ukraine-Krieg teilweise vervielfacht hätten. Da zu erwarten stehe, dass sich diese Entwicklung nicht mehr umkehren, sondern zukünftig eher noch verstärken werde, stelle sich für jeden Gebäudebesitzer und jeden Mieter die Frage, ob in den kommenden Heizperioden noch genügend Energie zur Verfügung stehen und diese dann noch bezahlbar sein werde. Vor diesem Hintergrund gewönnen auch Lösungsansätze an Bedeutung, die bislang schlicht nicht wirtschaftlich erschienen seien.

Die beste Heizung sei die, die nicht gebraucht werde, so der Energieberater weiter. Daraus folge die „EEE“-Regel, nach der Einsparen vor Effizienz und diese wiederum vor dem Einsatz erneuerbarer Energien stehe; auf fossile Energien solle perspektivisch verzichtet werden. Da für die meisten Gebäude in Deutschland eine Heizung erforderlich sei, stelle sich die Frage nach dem geeigneten Heizsystem, wobei er detailliert auf Öl- und Gasheizsysteme, Holz- und Pelletheizungen, die Solarthermie mit Heizungsunterstützung, aber auch Wärmepumpensysteme mit den Wärmequellen Luft, Erdreich und Grundwasser einging. Neben Stromdirektheizungen wurden noch Blockheizkraftwerke sowie die Brennstoffzelle und der Eisspeicher angesprochen.

Sehr unterschiedlich, so Schmitt, gestalteten sich derzeit die Förderbedingungen für die vorgestellten Heizsysteme. Während Öl- und Stromdirektheizungen nicht gefördert und teilweise deren Installation in absehbarer Zeit sogar untersagt würden, bestünden für die Ablösung von Öl- und Gasheizsystemen durch zum Beispiel Wärmepumpen Fördermöglichkeiten im Umfang von bis zu 45 Prozent der gesamten Aufwendungen. Unter Hinweis auf die „EEE“-Regel sei es oberste Zielsetzung, den Heizenergiebedarf zu senken. Dies könne auch bei Berücksichtigung der derzeitigen Probleme in der Verfügbarkeit von Handwerkern und Baumaterial bewerkstelligt werden, weil zum Beispiel eine Dämmung von Kellerdecke und oberer Geschossdecke äußerst effizient sei und mit wenig handwerklichem Geschick in Eigenregie erfolgen könne. Sinnvoll sei auch, „Ohnehin“-Kosten zu nutzen, um auch energetische Vorteile zu erzielen; zum Beispiel fielen bei einem Fassadenanstrich ohnehin Gerüstkosten an, da solle erwogen werden, ob nicht unter dem neuen Anstrich auch ein Dämmsystem angebracht werden könne.

Die Sonne, so der Energieberater im Vortragsteil zur Nutzung solarer Energie, strahle auf jeden Quadratmeter Erdoberfläche im Jahr das gleiche Energievolumen ab, das in rund 110 Liter Heizöl oder rund 250 Kilogramm Brennholz enthalten sei. Über das Jahr hin betrachtet sei es also bereits heute problemlos möglich, bei ausschließlicher Nutzung von Sonnenenergie auf fossile Energieträger zu verzichten. Allerdings verteile sich die Sonneneinstrahlung im Jahresverlauf sehr unterschiedlich, sodass Überschüssen im Sommer Energiedefizite im Winter gegenüber stünden.

Solarthermie empfehlenswert

Grundsätzlich werde unterschieden zwischen der Solarthermie, also der Erwärmung von Wasser durch Nutzung der Sonnenstrahlung und der Erzeugung von elektrischer Energie (Fotovoltaik). Bei der Solarthermie genüge eine vergleichsweise kleine Dachfläche, wobei die Ausrichtung des Daches nicht optimal sein müsse und durch den Einsatz von Röhrenkollektoren zudem korrigiert werden könne. Meist dienten solche Systeme der Brauchwassererwärmung, wobei im Jahresmittel bis zu 65 Prozent des Energiebedarfs nahezu ohne Folgekosten gedeckt werden könne. Möglich sei zudem eine Heizungsunterstützung, wobei nicht nur Brauchwasser erwärmt, sondern auch der Heizkreislauf unterstützt werde; in hiesigen Breiten lohne sich dies jedoch eher selten. Solche Anlagen würden derzeit mit 30 Prozent der Kosten gefördert, seien oft noch verfügbar und mit einem eher geringen Investitionsvolumen verbunden, mithin sehr empfehlenswert.

Fotovoltaik-Anlagen (PV) auf Hausdächern würden, so führte Schmitt weiter aus, derzeit als Eigenverbrauchsanlagen errichtet. Voraussetzung für einen wirtschaftlichen Betrieb sei jedenfalls eine geeignete Dachfläche, Korrekturmöglichkeiten wie bei der Solarthermie seien nicht gegeben. Anhand einer Kalkulation aus dem Jahr 2020 zeigte Schmitt, dass bei solchen Anlagen von Gestehungskosten von rund 9 ct/kWh ausgegangen werden müsse, durch die jüngsten Preissteigerungen sich dieser Wert jedoch erhöht habe. Da die Einspeisevergütung derzeit bei rund 6 ct/kWh liege, seien solche Anlagen nur bei nennenswertem Eigenverbrauch rentabel zu betreiben. Im Zuge der bereits eingetretenen und noch zu erwartenden Preissteigerungen beim Strombezug, die zu derzeitigen Kosten von rund 40 ct/kWh führten, seien, so die gezeigten Berechnungen, bei hohem Eigenverbrauchsanteil attraktive Renditen zu erwarten. Daher lautete seine Empfehlung, solche Anlagen eher klein zu dimensionieren, um einen hohen Anteil des erzeugten Stroms auch selbst verbrauchen zu können.

Batteriespeicher, mit denen die Nacht- und einstrahlungsarmen Zeiten überbrückt werden könnten, seien hingegen bei derzeitigen Anschaffungskosten weniger rentabel, so seine Überzeugung. Eine Alternative hierzu sehe er in Elektrofahrzeugen, die inzwischen zunehmend auch als externer Batteriespeicher genutzt werden und damit einen fest installierten Speicher überflüssig machen könnten. Allerdings, so sein Tipp, sollte bei der Auswahl der Wallbox darauf geachtet werden, dass diese die Funktion auch unterstütze. Bei den Fahrzeugen, die diese Funktion derzeit nicht böten, werde voraussichtlich ein Softwareupdate ausreichen, um dies nachzurüsten.

Es schloss sich eine ausgiebige Diskussion an, in deren Verlauf viele Aspekte zu den vorgestellten Heizsystemen aufgegriffen, aber auch über geeignete Wärmedämmung, Vermeidung von Schimmel gesprochen wurde.

Abschließend wies Torben Schmitt auf das Angebot der LEA hin, jeden Interessierten kostenlos in Form eines Webinars im Umfang von einer Stunde zu dessen individuellen Gegebenheiten zu beraten. Hierzu erhalte man vorab einen Fragebogen, auf dessen Grundlagen dann die Beratung stattfinde. Zudem verwies er auf das Angebot der Deutschen Energieagentur (DENA) zur Vermittlung eines Energieberaters, der vor Ort eine Expertise erstelle, in der auch Handlungsempfehlungen enthalten seien. Unabhängig von der Dauer bis zur Umsetzung solcher Empfehlungen werde jede dieser Maßnahmen mit weiteren 5 Prozent der Ausgaben hierfür gefördert. Auch die Beratung selbst werde gefördert, sodass von einem Eigenbeitrag von rund 300 Euro ausgegangen werden müsse, die sich jedoch über umgesetzte Maßnahmen leicht refinanzierten. Wie fast überall müsse derzeit mit längeren Wartezeiten gerechnet werden.

Quelle: Oberhessische Zeitung

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