Emissionsfrei und geräuschlos im Gründchen

Die Stadt Grebenau hat den ersten vollelektrischen Bürgerbus im Altkreis Alsfeld. Die Jungfernfahrt steht nach der Vereinsgründung in kommenden Tagen an.

Renato und Susanna Fuhrmann stellen den neuen vollelektrischen Bürgerbus gemeinsam mit Martin Heddrich und Lars Wicke (von links) vor. Foto: Christian Dickel

GREBENAU - Völlig geräuschlos ist der neue vollelektrische Bürgerbus in Grebenau angekommen. Er ist der erste elektrische Bürgerbus im Altkreis Alsfeld. Während die konventionell angetriebenen Bürgerbusse wie in Feldatal, Kirtorf oder Schwalmtal noch mit viel Tamtam aus Wiesbaden auf die Reise in den Vogelsbergkreis geschickt wurden, ging es diesmal entsprechend des Fahrgeräusches des Busses völlig lautlos vonstatten. Ende Januar erhielt Bürgermeister Lars Wicke (Freie Wähler) einen Anruf, dass der Bus nun ausgeliefert werden könne. Bereits am nächsten Tag brachte ein Fahrer den Bus aus Darmstadt nach Grebenau. Das war am 26. Januar. Seitdem ist der Achtsitzer zwar verfügbar, wartet aber immer noch auf seine Jungfernfahrt für den ihm zugedachten Einsatz. Denn zunächst steht die Vereinsgründung "Mobiles Gründchen" am 1. März um 20 Uhr in der Johanniterhalle an, bevor der Achtsitzer regelmäßig auf Reisen und somit die Mobilität im ländlichen Raum ein wenig verbessern soll.

Mit einer Reichweite von 220 Kilometern kann der "Opel Vivaro E-Kombi" zwar nicht mit konventionellen Antrieben mithalten, ist aber für die Stadt ein kleines Aushängeschild in Sachen Klimaschutz und Energiewende. Betankt wird der Bus in Zukunft nämlich an seinem Standort - einer Halle des ehemaligen Bauhofs direkt hinter dem Rathaus - mit Solarstrom. Eine entsprechende Ladevorrichtung, eine sogenannte Wallbox, hat die Stadt bereits installiert, nachdem sie die förderfähige Vorrichtung beantragt hatte. Die Wallbox ist mit der Fotovoltaikanlage auf dem Dach der in unmittelbarer Nähe gelegenen Johanniterhalle verbunden.

Dass die Stadt Grebenau nun auch über einen Bürgerbus verfügt, freut den Rathauschef und sein Dank richtet sich nach Wiesbaden, da das Land diesen kostenlos ländlichen Kommunen zur Verfügung stellt.

Dabei hatte Grebenau ein wenig länger warten müssen, als ursprünglich gehofft. Wie viele andere Gemeinden in Hessen hatte Grebenau den Antrag für einen Bürgerbus bereits im Jahr 2019 gestellt. Dafür musste ein umfangreiches Nutzungskonzept erstellt und bei der Stiftung "Miteinander in Hessen" eingereicht werden. Aufgrund der hohen Nachfrage seien die zur Verfügungen stehenden Busse im Jahr 2019 aber schnell vergeben gewesen, sodass das Projekt habe neu aufgelegt werden müssen. Das Ganze habe sich dann über zwei Jahre hingezogen und im vergangenen Sommer sei die Anfrage vom Land gekommen, ob Grebenau anstatt des ursprünglich beantragten konventionell angetriebenen Busses auch einen elektrischen nehmen würde, blickt Wicke zurück. Nachdem die Stadt umgehend mit "Ja" geantwortet habe, habe der Liefertermin zunächst Oktober 2021 gelautet und sei dann auf Frühling 2022 verschoben worden. Überraschend sei der Bus dann doch früher verfügbar gewesen.

Nun gehe es darum, den Bus für die Bürger auch schnell auf die Straße zu bringen. Dazu sei die Vereinsgründung nötig, um das Projekt auf breite Schultern zu verteilen und den administrativen Aufwand aus dem Rathaus fernzuhalten. Bei Bürgerbussen handele es sich schließlich um ein ehrenamtlich gestütztes Projekt. Der Bus sei lediglich auf die Stadt zugelassen und durch sie versichert. Zudem sei er als E-Bus steuerfrei bis zum Jahr 2031. Neben der Vereinsgründung gehe es jetzt vor allem darum, ehrenamtliche Fahrer zu finden, die bereit seien, den Bus während ihrer Freizeit zu lenken. Der Verein solle dagegen so schlank wie möglich gehalten werden. Im Vorfeld hätten sich bereits Susanne Fuhrmann, Heinz-Wilhelm Becker, Lars Habermann und Heinrich Schmidt für einen Vorstandsposten im Verein zur Verfügung gestellt. Renato Fuhrmann wolle sich gerne als Buskoordinator einbringen, als ehemaliger Berufskraftfahrer aber nicht mehr hinter das Steuer setzen.

Angedacht sei zunächst eine Telefonnummer einzurichten, um dort seinen Fahrtwunsch mitzuteilen. Dafür einen App einzurichten, sei momentan nicht geplant, weil die Nutzerklientel voraussichtlich älteren Semester sei. Dementsprechend ausgestattet ist das Fahrzeug auch bereits mit einer Einstiegshilfe ausgeliefert worden.

Da der Bus aber für die unterschiedlichsten Einsatzzwecke zur Verfügung stehe, müsse man nach der Vereinsgründung schauen, wie die Nachfrage sei und wozu man den Bus alles nutzen könne. So fahre beispielsweise Feldatal regelmäßig mit dem Bürgerbus ins Thermalbad nach Herbstein. Daher könne man überlegen, ob der Grebenauer Bürgerbus in den Sommermonaten regelmäßig das Freibad in Lingelbach ansteuern könne. Eingeplant seien aber natürlich auch Krankenfahrten nach Fulda, Gießen oder Marburg oder vielleicht ein klassischer Einkaufsservice nach Alsfeld einmal wöchentlich zu einer bestimmten Uhrzeit.

Inwiefern die Vereine mitziehen, müsse sich auch erst einmal zeigen, meint Erster Stadtrat Martin Heddrich. Schließlich sei der Bus für eine ganze Fußballmannschaft zu klein und könne bei Auswärtsfahrten lediglich unterstützen. Die Schützenvereine würden zwar mit weitaus weniger Leuten antreten, müssten aber ihre Gewehre transportieren. Aber beispielsweise für Ausflüge mit den Jugendfeuerwehren in Trupps nach Ortschaften beispielsweise ins Feuerwehrmuseum nach Fulda böten sich an. Für den klassischen jährlichen Seniorenausflug mit etwa 50 Personen benötige man eben doch einen Reisebus. Auch wenn der Bus für die Öffentlichkeit bestimmt sei, wolle man ihn für gemeinsame Fahrten zu Sitzungen des Gemeindeverwaltungsverbandes nutzen.

Wichtig sei zu wissen, dass der Bus für sämtliche private Zwecke ausgeliehen werden könne. Beispielsweise zu einem Polterabend. Mit Blick auf die Reichweite ergänzt Wicke, dass beispielsweise ein Stadionbesuch in Frankfurt möglich sei. Während des Spiels der Eintracht sollte der Bus dann aber am Waldstadion zwischengeladen werden.

Vieles müssen sich nun stückweise entwickeln, meint auch Renato Fuhrmann. Falls der Bus sehr gut angenommen werde, könne es durchaus eine logistische Herausforderung werden, die Termin zu koordinieren. "Am schlimmsten wäre allerdings, wenn der Bus nur rum steht und nicht genutzt wird", sagt Fuhrmann.

Quelle: Oberhessische Zeitung https://www.oberhessische-zeitung.de/lokales/vogelsbergkreis/grebenau/emissionsfrei-und-gerauschlos-im-grundchen_25397313

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