Ein "Wow" für Spende aus Grebenau

6125 Euro plus X hat die "Tour der Hoffnung" von ihrem Stopp in Grebenau für krebskranke Kinder mitgenommen. Die Radfahrer der Tour wurden mit Volksfeststimmung empfangen.

Ankunft der Radler in Grebenau. Foto: Erich Stock

GREBENAU - 6125 Euro plus X hat die "Tour der Hoffnung" von ihrem Stopp in Grebenau für krebskranke Kinder mitgenommen. Plus X ist der Betrag, den die Grebenauer noch in zwei Sparschweine geworfen haben und das tolle Ergebnis so noch steigerten. Mit nur einem Sparschwein trafen die Radfahrer und Radfahrerinnen samt dem Tross in Grebenau ein, verließen den Ort dann aber mit einem weiteren großen Sparschwein. Dazu später mehr.

Das Kirmes-Wochenende in Grebenau war ein optimaler Termin, bei dem die "Tour der Hoffnung" eine Pause auf dem Weg von Bad Hersfeld nach Fulda einlegen konnte. Denn dabei konnte die vorhandene Fest-Logistik genutzt werden, um die Radler mit Essen und Trinken zu versorgen und ihnen gleichzeitig ein Unterhaltungsprogramm zu bieten. Schon vor dem Eintreffen des Konvois hatten die evangelischen Posaunenchöre aus Grebenau, Udenhausen und Schwarz unter den Linden beim Festplatz ihren Platz gefunden, um die Gäste willkommen zu heißen. Unter der Leitung von Reinhold Falk gab es diesmal nicht das Aufspielen im Ort, wie es bei einer normalen Kirmes der Fall ist, sondern die Einwohner von Grebenau sowie weitere Gäste aus den Stadtteilen wurden mit einem Platzkonzert unterhalten. Derweil warteten die Angehörigen der Freiwilligen Feuerwehr auf das Ankommen der etwa 160 Radfahrer, die für 11.55 Uhr angekündigt waren. Sie hatten mehrere Gruppen mit Absperrschranken zusammengestellt, wo die Fahrräder dann geparkt werden konnten. Von der Feuerwehr gab es die Information, dass mit einer Verspätung von rund zehn Minuten gerechnet werde. Ein Polizeifahrzeug sowie ein Promotion-Fahrzeug, das den Festplatz erreichte, kündigte die Sportler an. Diese nutzten aber nicht die vorgesehene Zufahrt, sondern wurden schon eine Einfahrt früher von Motorrad-Polizisten abgeleitet und kamen durchs "Hintertürchen" ans Ziel. Von den Musikanten willkommen geheißen, klatschen sie bei dem Musikstück eifrig mit. Dann ging es Richtung Grillstation, wo Gourmet-Griller Carsten Montanus mit seinem Team schon genügend Würstchen aufgelegt hatte, sodass praktisch im Sekundentakt die Rad-Akteure ihrer Bratwurst, auch in veganer Form, genießen konnten. Auch für genügend Getränke war gesorgt. Klar, dass die Radler sowie Begleiter kostenlos bewirtet wurden. Die grünen Tour-Trikots sowie bekannte Markennamen auf den T-Shirts zeigten, wer zu den berechtigten Personen gehörte. Nachdem sich alle gestärkt hatten, füllte sich das Kirmeszelt. "Hier spielt jetzt die Musik", rief Tour-Moderator Thomas Ernst ins Mikrofon und meinte weiter: "Die Tour der Hoffnung 2022, die 39. Tour, rollt für krebskranke Kinder durch Deutschland und jetzt auch bei Ihnen in Hessen. Wir freuen uns, bei Ihnen zu sein."

Als erste Prominente bat er die Eiskunstläuferin Marina Kielmann nach oben auf die Bühne und moderierte gemeinsam mit ihr das weitere Geschehen. Dann folgte der Grebenauer Bürgermeister Lars Wicke. Dieser hatte seinen Musikantenstuhl mit dem Platz auf der Bühne getauscht. "Wir haben keine Kosten und Mühen gescheut und das Zelt für die halbe Stunde aufgebaut", so der Bürgermeister. "Dann haben wir gestern, heute und morgen noch die Kirmes drangehängt." Und schon hatte er die Lacher auf seiner Seite. Das Publikum erfuhr, dass Rathauschef Lars Wicke schon seit 35 Jahren als Musiker unterwegs ist und beim Posaunenchor das Flügelhorn bläst. Gleichzeitig machte Wicke Werbung für seine Stadt und stellte die dort wohnenden Menschen heraus, die sich für eine gute Sache begeistern ließen. Dabei warb er auch für günstige Bauplätze und dass jede Familie aktuell einen Kindergartenplatz bekommen könne.

Danach füllte sich die Bühne mit weiteren Prominenten. Mit Fußballer Jupp Kappelmann, mit Turner Eberhard Ginger, mit Ex-NOK-Präsident Klaus Steinbach (NOK steht für Nationales Olympisches Komitee), mit Ruderin Nicole Faust, mit Hessenschau-Moderator Andreas Hieke, mit Marathonläuferin Claudia Dreher, mit Speed-Skater Michael Puderbach, mit Radfahrer Klaus-Peter Thaler, mit Michel Descombes, bekannt als Spendensammler bei der "Tour der Hoffnung" und mit seiner roten Nase und Clownskostüm unverkennbar, und zuletzt die vielleicht wichtigste Person, nämlich mit Schirmherrin Petra Behle.

"Schon seit 1985 sammeln wir Geld unter anderem auch für die Kinderkrebshilfe", erklärte zunächst Bürgermeister Wicke und verwies auf den stolzen Betrag von rund 140 000 Euro, die durch Veranstaltungen in der Großgemeinde als Gesamtsumme bisher gespendet wurden.

HINTERGRUND
Die "Tour der Hoffnung", eine der größten, privat organisierten Benefiz-Radtouren, hat Halt im Vogelsberg gemacht. Zum 39. Mal traten 160 Teilnehmer, darunter auch namhafte Sportler, Politiker, Manager, Ärzte, kräftig in die Pedale, um Spenden für krebskranke Kinder zu sammeln. Am Samstag gab es auf der Tagesstrecke von Bad Hersfeld nach Fulda gleich drei Stationen im Vogelsbergkreis - in Grebenau, der Kreisstadt Lauterbach und in Schlitz. In der Lauterbach kamen dabei rund 15 000 Euro zusammen, in Grebenau mehr als 6000. (red)

Start im Jahr 1983
Zur "Tour der Hoffnung" erzählte Klaus-Peter Thaler sodann, wie alles im Jahr 1983 mit einer Radtour nach Hamburg begonnen habe. Daraus sei eine Lawine geworden, sodass inzwischen über 40 Millionen Euro an Spendengeldern zusammengekommen seien. In Marburg sei eine Tageskinderklinik mitfinanziert worden, wo krebskranke Kinder behandelt werden, so Thaler.
 
Danach startete auf der Bühne der "Spendenreigen", bei dem die Grebenauer Spender und die Höhe offiziell genannt wurden. Am Ende war es 6125 Euro, die von folgenden Personen beziehungsweise Firmen gespendet wurden: Paracelsus-Apotheke Grebenau 600 Euro, Pulverbeschichtung Schreiner und Grebenauer Metallbau 1000 Euro, Rotarier Alsfeld 500 Euro, Gewerbeverein Grebenau 350 Euro, Stammtisch Grebenau "Unter den Linden" 325 Euro, Sparkasse Oberhessen 500 Euro, VR Bank Hessenland Alsfeld 1000 Euro, Stadtverordnetenversammlung und Magistrat der Stadt Grebenau 350 Euro, DRK-Gründchen 500 Euro, Gerhard Weiß, Mietservice Grebenau 1000 Euro.
 
Von Petra Behle kam ein "Wow" für das Ergebnis und sie bedankte sich für den tollen musikalischen Empfang und fragte sich, ob nicht einige zurückbleiben würden, weil sie sich in Grebenau wohlfühlten. Ihrer Ansicht nach stelle in kleinen Gemeinden die Kirmes ein "Heiligtum" dar. "Wir dürfen in Ihr Heiligtum einbrechen", so Behle. Die Grebenauer hätten ihre Gäste fröhlich gemacht, stellte die Schirmherrin weiterhin fest. "Mehr geht nicht", lobte sie das Engagement der Einwohner in der Stadt und den Stadtteilen, was mit langem rhythmischen Beifall der Tourteilnehmer quittiert wurde.
 
Einer davon war Volker, der jahrelang nach einer grünen Wutz, sprich einem grünen Spendenschwein, analog zum Tour-Trikot gesucht habe, wie er von der Bühne herab berichtete. Am Kuchenstand der Landfrauen wurde er fündig und bekam seine "Wutz" auch noch geschenkt. "Die Mädels sind spitze", so das ganze Zelt. Volker bat darum, die beiden "Wutzen" eifrig zu füttern.
 
Eine andere war Shondell Mims, eine amerikanische Sängerin und Tänzerin, die mit nach Grebenau gekommen war und mit dem Song " We are family", eine große Polonaise von Tourteilnehmern und Grebenauern auslöste. Aus geplanten 45 Minuten wurde rund eine Stunde und es ging dann um 13 Uhr auf die nächste Etappe nach Lauterbach und weiter nach Schlitz und Fulda.
 
Sichtlich zufrieden war Bürgermeister Wicke nach dem großen Tour-Spektakel und stolz auf seine Grebenauer, sprich alle rund 2500 Einwohner in den sieben Stadtteilen.
 
KOMMENTAR: Erfolgsgeschichte
Die "Tour der Hoffnung" ist eine echte Erfolgsgeschichte und erfreut sich auch nach 39 Jahren größter Aufmerksamkeit und Spendenbereitschaft in der Bevölkerung. Über zweieinhalb Millionen Euro kamen bei den drei Etappen in dieser Woche zusammen. In Gießen war das rund 160 Mann und Frau starke Team am Donnerstag gestartet, in Fulda am Buttermarkt ging die Tour am Samstag zu Ende. Auch im Vogelsberg machte sie dieses Mal Station. Während den Tross in Grebenau wahre Volksfeststimmung erwartete, war die Resonanz in der Kreisstadt eher mäßig. Schade, war aber gewiss auch der Hitze und der Urlaubszeit geschuldet. Was zählt, ist das, was unterm Strich für die Krebsforschung zugunsten kranker Kinder herausgekommen ist, und das kann sich sehen lassen. Claudia Kempf
 

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