Der Umweltbeauftragte der Stadt Grebenau; Arno Eifert informiert:

Brutmöglichkeiten für den Eisvogel geschaffen

Eisvogel mit erbeutetem Fisch - Foto: Frank Derer

Ein seltener Vogel
Meisterfischer, Königsfischer, blauer Blitz oder fliegender Edelstein wird er genannt, der Eisvogel ist einfach ein Vogel der Superlative. Obwohl er nirgends häufig und nicht leicht zu beobachten ist, ist er einer der bekanntesten Vertreter unserer Vogelwelt und das nicht erst seit der Bierwerbung im Fernsehen. Seine Gefiederfärbung ist exotisch und unverwechselbar und er betreibt spektakulären Fischfang. Typische Lebensräume sind fischreiche, von Bäumen gesäumte, nicht zu schnell fließende Flüsse und Bäche mit klarem Wasser und steilen Ufern Kaum eine Art die Lebensgemeinschaft naturnaher Gewässer besser vertreten als der Eisvogel. Von seinem Lebensraum erwartet er zweierlei: Im Wasser reichlich Nahrung und über dem Wasserspiegel Steilufer als Brutplätze und Sitzwarten für die Jagd. Mit Kanalisierung, Wasserbau, Uferverbauung und Verschmutzung nehmen wir Gewässern ihren natürlichen Lauf und dem Eisvogel Lebens- und Brutraum.

Buddeln in der Steilwand
Der Nachwuchs wächst im Finstern auf. In Erd- und Sandwänden legen Eisvögel bis zu 90 Zentimeter lange, horizontale Röhren an. Und das mit vollem Körpereinsatz: Mit dem Schnabel wird gehackt und gegraben, mit den Füßen gescharrt und dem Schwanz die lose Erde geschoben. Je nach Material dauern die Arbeiten von wenigen Tagen bis zu einem Monat.
Trotzdem könnten mehr Eisvögel brüten, gäbe es mehr naturnahe Gewässer. Angesichts kanalisierter, begradigter und verbauter Fließgewässer ist uns die Vorstellung für natürliche Flussdynamik etwas verloren gegangen.. Wo die gestaltende Kraft des Wassers wirken darf, wird ein Mosaik von Überschwemmungszonen, Prallhängen, Steilufern, Kiesbänken, Uferabbrüchen und seichten Buchten möglich – ein Paradies für Eisvögel. Flussniederungen und Talauen können ihre Funktion als Auffangraum bei Hochwasser nur erfüllen, wenn sie vor Verbauung bewahrt und Pufferzonen zur Umgebung geschaffen werden. Da momentan nur zehn Prozent unserer Gewässer als naturnah gelten, bietet sich noch ein enormes Potenzial, neue abwechslungs- und artenreiche Flusslandschaften zu gestalten. Weil der Mensch in die natürlichen Strömungsverhältnisse der meisten unserer Gewässer eingegriffen und oft auch noch die Ufer befestigt hat, entstehen an vielen Gewässern, die dem Eisvogel noch genügend Nahrung bieten würden, keine Uferabbrüche mehr, die zur Anlage von Brutröhren geeignet wären.

Steile Brutwände sind wichtig für Eisvogel – und Insektenpopulationen
Wo derartige Abbruchkanten aber nicht mehr existieren und nicht mehr natürlich entstehen, kann die Anlage einer künstlichen Brutwand Erfolg haben und Eisvögel dort dauerhaft ansiedeln. So geschehen an der Schwarza zwischen Schwarz und Eulersdorf. Dort wurde im Rahmen einer Ausgleichsmaßnahme mit Baggereinsatz eine große Brutwand geschaffen  Die Vogel- und Naturschutzgruppe Schwarz leistet dort praktischen Artenschutz. Sie will  als Nist- und Starthilfe für den Eisvogel noch zwei künstliche Brutröhren installieren. Die Akteure hoffen, dass dem Eisvogel das Biotop zusagt, und er sich weitere Röhren selbst buddelt.

Naturnahe Gewässerabschnitte müssen erhalten und ausgebaut werden
Noch wichtiger als der Erhalt der Brutwände ist für den Eisvogel der Schutz seines gesamten Lebensraums. Die letzten naturnahen Gewässerabschnitte in unserer Kulturlandschaft müssen erhalten oder, wo solche nicht mehr vorhanden sind, renaturiert werden. Wie zum Beispiel in der „Leimenkaute“. Die Stadt Grebenau, hat dort auch einen Lesesteinhaufen-insbesondere für Eidechsen- angelegt.
Nur wenn wir unseren Bächen und Flüssen mehr natürliche Dynamik zulassen, wenn wir Pufferzonen zur umgebenden, oft intensiv genutzten Landschaft schaffen, die den Eintrag schädlicher Stoffe reduzieren und die Ausbildung einer natürlichen Ufervegetation zulassen, kann es gelingen, die Bestände des Eisvogels langfristig zu sichern.

Gewässerschutz mindert wirtschaftliche Folgeschäden
Auch der Mensch profitiert unmittelbar davon, wenn die Natur an unseren Gewässern wieder mehr Raum bekommt. Als Folge des Klimawandels treten extreme Niederschläge und in ihrer Folge auch Hochwässer bekanntlich schon jetzt häufiger auf als noch vor einigen Jahrzehnten, Dem Hochwasserschutz und Erhalt natürlicher und der Renaturierung vom Menschen kanalisierter Fließgewässerstrecken kommt  dabei große Bedeutung zu. Über Bäche und Flüsse, die noch mäandrieren dürfen, statt schnurgerade die Landschaft zu durchschneiden, fließen starke Regenfälle oder Schmelzwässer deutlich langsamer ab, und intakte Talauen sind wichtige Retentionsräume für Hochwässer.

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