Bundesverdienstkreuz für „Tausendsassa“
Klaus Krug, Lehrer an der Max-Eyth-Schule, erhält die höchste Auszeichnung für sein ehrenamtliches Wirken / Weggefährten erinnern sich unter anderen an Nordkorea-Reisen
Von Günther Krämer
ALSFELD/GREBENAU - Eine ganze besondere Premiere hat es in der Aula der Alsfelder Max-Eyth-Schule gegeben: Klaus Krug, der seit über 30 Jahren Lehrer an der MES ist, erhielt aus den Händen von Landrat Manfred Görig (SPD) das Bundesverdienstkreuz am Bande mit Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland. Bundespräsident Frank Walter Steinmeier hat Krug diese Auszeichnung auf Vorschlag des ehemaligen Grebenauer Bürgermeister Jürgen Ackermann verliehen.
Auf ein umfangreiches Lebenswerk „quer durch die Gesellschaft und Gemeinschaft“, mit sozialem und kulturellem Engagement im Ehrenamt, in der Kommunalpolitik und sogar im internationalen beruflichen Einsatz, wies der Landrat in seiner Laudatio hin. Krug dürfe zu Recht stolz auf diese Auszeichnung sein. Er habe sich seit vielen Jahrzehnten nicht nur im öffentlichen Leben aktiv bewegt, sondern dabei in besonderer Weise um das Gemeinwohl verdient gemacht. Seine besondere Tatkraft habe Krug in den Dienst der Allgemeinheit gestellt und damit auch vielfach die Lebensbedingungen in seiner Heimat, dem „Gründchen“, geprägt. „Klaus Krug zeichnet Beharrlichkeit, Verantwortungsbereitschaft und Uneigennützigkeit aus“, sagte Görig. Hinzu kommen – das sollte noch im Verlauf der Festlichkeit in der Max-Eyth-Schule noch klar werden – Kreativität und Ideenreichtum. Unter dem Applaus vieler Weggefährten aus einer facettenreichen Vergangenheit überreichte der Landrat Krug schließlich das Bundesverdienstkreuz am Bande mit Urkunde.
Ein Weggefährte Krugs seit über 30 Jahren war Jürgen Ackermann. Beide sind „Freunde geworden und Freunde geblieben“ und machten dies in einem Gespräch mit unserer Zeitung nach der Feierstunde deutlich: „Unsere Freundschaft ist stärker als viele Ehen. Wir haben uns nicht gesucht, aber gefunden. Wir sind uns treu geblieben – auch wenn wir andere Wege gingen.“
Deshalb ergänzte Ackermann die Laudatio des Landrats mit Erinnerungen, um den Charakter des ersten Bundesverdienstkreuzträgers aus Schwarz weiter zu beschreiben. Dabei erinnerte Ackermann an eine Fachmesse in Frankfurt, die Klaus Krug mit seiner Klasse besuchte. Auf der Fahrt dorthin habe Krug beobachtet, dass ein Schaffner ein Ordnungsgeld von 40 Euro wegen eines fehlenden Fahrscheins aussprechen wollte, der Fahrgast aber kein Geld hatte. Krug sah sich das an, zückte seine Geldbörse und zahlte den Fahrpreis von zehn Euro.
Unterwegs in Nordkorea
Technische Entwicklungshilfe leistete Krug, so Ackermann, in Nordkorea, dem „blühenden Sozialismus“. Um nach Nordkorea zu kommen, war ein Zwischenstopp in Peking angesagt. Dort gab es im Transitbereich eine Kontrolle für die Delegation unter Klaus Krug. „Auf einmal kamen Polizisten mit Gewehren im Anschlag und Spürhunden auf den Entwicklungshelfer aus dem Gründchen zu. Das Gepäck wurde durchsucht, denn es ähnelte ganz offensichtlich im Aussehen nach Rauschgiftpäckchen“, berichtete Ackermann. Klaus Krug habe die Chinesen dann aufgeklärt: Es waren Teile für Traktoren in Nordkorea, ein Bauernstaat, wo vor allem einfache Ochsenkarren im Einsatz gewesen seien. Krug habe immer Ideen entwickelt. Das mache seine Person insgesamt aus, sagte Ackermann nach weiteren Anekdoten des Bundesverdienstkreuzträgers.
Auch Schulleiter Friedhelm Walther, der sich im „Traum nicht habe vorstellen“ können, dass in der Max-Eyth-Schule einmal das Bundesverdienstkreuz an einen Lehrer aus dem Kollegium verliehen wird, wies bei seinem Glückwunsch an Krug auf sein besonderes Engagement, seine ausgeprägte Kreativität, aber auch auf seinen Individualismus und die Arbeit in der Kommunalpolitik hin. „Wenn Klaus Krug sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann zog er es durch“, sagte Walther. Krug sei ein Unikat.
Klaus Krug ist seit Jahrzehnten eng mit der MES verbunden. Seit 1984 sei er als Fachlehrer in unterschiedlichen Gebieten tätig, darunter auch im Prüfungsausschuss und beim Schüleraustausch eingesetzt. Krug habe sich nie aus der Bahn werfen lassen, auch wenn es manchmal schwierige Situationen gab, sagte Schulleiter Walther und erinnerte sich an einen Briefwechsel mit dem Staatlichen Schulamt. Dabei sei es um Dienstbefreiung zur Ausübung der Tätigkeit als Vertreter des Bürgermeisters in der Stadt Grebenau gegangen – in der „bürgermeisterlosen Zeit“. Der Schriftverkehr füllte eine ganze Akte. „Das zeigt, mit welcher Beharrlichkeit Klaus Krug vorgeht, wenn er eine Aufgabe oder ein Ziel verfolgt“, so Walther. Er sei froh, dass Krug nach seinen Reisen aus Nordkorea immer wieder nach Alsfeld zurückgekommen sei und die dortigen Machthaber das Organisationstalent und handwerkliches Können nicht dazu genutzt haben, ihn zu behalten.
„Wir kennen uns gut, unsere Lebenswege haben sich mehrfach gekreuzt“, sagte schließlich Grebenaus Bürgermeister Lars Wicke. Im Posaunenchor habe die Reise begonnen, in der Kommunalpolitik ging sie weiter. „Aber hier waren und sind wir nicht immer einer Meinung“, so Wicke. Doch als Bürgermeister könne er Krug für seinen unermüdlichen Einsatz zum Wohle der Gemeinschaft und der Menschen nur danken. Auch Alsfelds Bürgermeister Stephan Paule (CDU) gratulierte zu der hohen Auszeichnung.
Sichtlich ergriffen dankte Klaus Krug nicht nur für die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes, sondern für die Beantragung und das damit verbundene administrative Umsetzen durch „meinen Freund Jürgen Ackermann“. Er habe immer das gemacht, was ihm wichtig und richtig erschien – in allen Bereichen seines Lebens. Seinen besonderen Dank widmete Krug, der in den zahlreichen Redebeiträgen des Öfteren als „Unruheherd und Schnellredner“ beschrieben wurde, seiner Ehefrau Christel.
Mit „Macht hoch die Tür und Tor macht weit“ zu Beginn der kleinen Feierstunde und „Tochter Zion“ als Schluss-Choral begleitete das Posaunen-Trio mit Lars Wicke, Johannes Grabowski und Pfarrer Toralf Kretschmer, den Festakt auf den neuen Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande, Klaus Krug aus Schwarz.
ÜBER DEN POLITIKER KLAUS KRUG UND SEINE GESCHICHTE MIT JÜRGEN ACKERMANN
Mit der Abwahl von Jürgen Ackermann (SPD) als Bürgermeister im Herbst 1995 übernahm Klaus Krug als Erster Stadtrat für sechs Monate die Amtsgeschäfte. Innerhalb der SPD kandidierte Krug gegen den abgewählten Jürgen Ackermann für die Wahl des Bürgermeisters. Krug unterlag. Kandidat der SPD wurde abermals Jürgen Ackermann. Bei der Wahl hatte Ackermann zwei Mitbewerber: Rüdiger Schwalm (mittlerweile aus der SPD ausgetreten) und Günter Best (CDU). Ackermann gewann die Bürgermeisterwahl im Frühjahr 1996 und konnte nach sechs Monaten als neuer Bürgermeister wieder in das Rathaus von Grebenau zurückkehren. Erster Stadtrat blieb Klaus Krug. Bei der Kommunalwahl 1996 aber kandidierte Krug, mittlerweile Mitglied der CDU, auf der CDU-Liste. Nach der Kommunalwahl wurde Krug wieder Erster Stadtrat, diesmal aber als CDU-Mitglied. Zwischenzeitlich gehörte er auch dem Kreistag des Vogelsbergkreises an. Bei der Bürgermeisterwahl 2007 zwischen Jürgen Ackermann (SPD) und Gegenkandidat Gerd-Dieter Kaiser (CDU) kam es zum Zerwürfnis zwischen dem CDU-Stadtverband und seinem Mitglied Klaus Krug. Der Vorwurf: Unterstützung des SPD-Kandidaten Jürgen Ackermann. Bei der vorletzten Kommunalwahl gründete Klaus Krug mit weiteren Personen die „Gründchen-Liste“. Derzeit ist Krug Vorsitzender der Gründchen-Liste, die über zwei Sitze in der Stadtverordnetenversammlung verfügt. Über 30 Jahre war Krug ehrenamtlich in der Kommunalpolitik tätig – in Stadtverordnetenversammlung, Magistrat, Ortsbeirat Schwarz und im Kreistag. Seit 1997 wirkt er im Evangelischen Kirchenvorstand, seit 1965 im Evangelischen Posaunenchor Schwarz, darunter viele Jahre als Vorsitzender, mit. Er ist Mitglied im Jagdvorstand der Jagdgenossenschaft Schwarz, seit 1995 Jagdvorsteher. Auch ist er Vorstandsmitglied des Gewerbevereins Grebenau, seit 2019 Vorsitzender. Außerdem ist er Mitglied im DRK Grebenau, dessen Vorsitzender er von 1999 bis 2015 war. Seit 2005 ist er als ehrenamtlicher Betreuer beim Amtsgericht Alsfeld tätig. (gkr)
Quelle: Oberhessische Zeitung / Günther Krämer